Abstieg als große Chance...


Trainer Michael Kovacs steht beim Offenburger FV vor der Herausforderung eines umfassenden Umbruchs. Sowohl die Mannschaft als auch der Verein befinden sich derzeit in einer Phase der Neuorientierung...

Vor 15 Monaten war die Welt beim Offenburger FV noch eine ganz andere. Im Karl-Heitz-Stadion wurde Oberligafußball gespielt und Sascha Ruf war der Mann an der Seitenlinie. Doch dann folgte der Abstieg in die Verbandsliga und eine enttäuschende Vorrunde. Im Februar diesen Jahres erfolgte auch noch die Trennung. Michael Kovacs, bis dato Jugendcoach Im Verein, wurde zum Übungsleiter der ersten Mannschaft befördert.

Den Absturz in die Landesliga, in der die Offenburger zuletzt von 1994 bis 2001 spielten, konnte er aber nicht verhindern. Ein herber Schlag für den deutschen Fußball-Amateurmeister von 1984, bei dem die Ansprüche immer etwas höher sind als erwartet.

Für Michael Kovacs stellt dieser Zeitpunkt jedoch keinen Anlass dar, resigniert zu sein. Er betrachtet den Abstieg als bedeutende Gelegenheit und appelliert an die Geduld: „Die Mannschaft sowie der Verein befinden sich im Wandel. Dennoch benötigt der Verein Zeit, um wieder dorthin zu gelangen, wo viele ihn wünschen.“

Diese Phase sieht der Trainer auch in seinem Team. Auf 16 Abgänge folgten 16 Neuzugänge. Dabei sind acht Jungs aus der eigenen Jugend dazugestoßen. „Das größte Entwicklungspotenzial haben die Spieler. Keven Feger ist der Einzige, der die „Drei“ davor hat beim Alter. Dann kommt Lucas Martini mit 28 und Max Leist mit 26 Jahren. Die Entwicklungsmöglichkeiten stecken in der Mannschaft und dem ganzen Verein“, findet der 36-Jährige und fügt an: „Gewisse Abläufe auf dem Feld müssen sich noch einspielen. Das ist die Challenge, die wir haben. Wir sind noch mitten in der Findungsphase. Deshalb tut uns aktuell jede Trainingseinheit und jede gemeinsame Zeit gut.“

Der Trainer möchte eine neue OFV-DNA integrieren und dies lebt er auch vor. So sei es für ihn Pflicht, als Trainer der ersten Mannschaft die A-Jugend anzuschauen und zu unterstützen, wenn ihm Zeit bleibt. „Die Jungs sind unsere Zukunft und da muss ich voll dabei sein. Da gehört nicht nur die A-Jugend dazu. Ich schaue auch die B- und C-Jugend an.“ Umso mehr schmerzt es, wenn Spieler den Verein verlassen, die der Offenburger FV jahrelang ausgebildet hat. Besonders wehgetan hat ihm etwa der Abgang von Loris Pajaziti zum Verbandsligisten SV Linx: „Ich schätze ihn als Menschen sehr. Er war jetzt 15 Jahre beim OFV und hat ihn wirklich im Herzen getragen.“

Die neue Chance des Vereins beginnt am Sonntag beim Landesliga-Aufsteiger SV Schapbach: „Natürlich ist das Auftaktprogramm nicht einfach, aber ich freue mich auch, dass wir gleich mit einem Brett starten“, sagt der Übungsleiter. Denn danach geht es zu Hause gegen den alten Rivalen Kehler FV, mit dem man sich in der Vergangenheit viele heiße Duelle geliefert hat.

Obwohl die Mannschaft nach dem 11:0-Sieg im letzten Testspiel gegen den Bezirksliga-Aufsteiger FV Dinglingen mit einem guten Gefühl in die Saison starten dürfte, gab es bereits den ersten Dämpfer. In der Qualifikationsrunde für den Verbandspokal gegen den SC Durbachtal verlor man mit 0:3: „Wir hatten einen Torschuss in dem Spiel. Die Gäste waren klar besser“, sagt Kovacs im Nachhinein und sieht unter anderem deswegen den Mitabsteiger als Kandidaten für den Aufstieg: „Für mich sind der SC Durbachtal und der SC Hofstetten die Favoriten, wobei ich Durbachtal einen Tick stärker sehe. Für uns heißt es, erst einmal in der Liga anzukommen und dann möchten wir im Idealfall ins vordere Drittel.“

Dabei gilt es, die Erfahrungen der vergangenen Saison umzusetzen: „Man muss im Fußball eine Einheit sein. Das ist der wichtigste Punkt, den ich aus der Rückrunde mitnehme. Die Bereitschaft muss da sein, Dinge für die Mannschaft zu tun, die vielleicht über den eigenen Interessen stehen. Das war bei den meisten Akteuren vergangene Saison nicht der Fall“, erklärt Kovacs und ist überzeugt: „Wir haben jetzt eine ganz andere Mannschaft vom Charakter und der Einstellung her. Ich bin sehr zufrieden.“

24 Jahre lang war die Landesliga für den Offenburger FV nur ein fernes Kapitel – nun ist sie wieder Realität. Und auch der Anfang von etwas Neuem, auf dem ein stabiles Fundament wachsen kann – bleibt fraglich.


(Quelle & Auszug: Mittelbadische Presse, Bild mit freundlicher Genehmigung: M. Schwitzkowski)